Mehr Raum für die Privatsphäre - Tischler helfen beim Einrichten in der Corona-Zeit

Mit einem solchen flexibel verschiebbaren Regal, das auf Wunsch sogar mit Schallschutz ausgestattet werden kann, hat man im Raum dahinter wirklich Ruhe - Bild: EICHENHAUS AG

Viele Familien kommen derzeit bei dem Versuch, Homeoffice, Homeschooling und Hausarbeit parallel zu bewältigen, an ihre Grenzen. Die persönlichen Bedürfnisse kommen dabei oft zu kurz. Besonders schwierig kann es werden, wenn nicht alle Familienmitglieder einen eigenen Rückzugsort haben, um dort in Ruhe zu lesen, Hobbies nachzugehen, im Netz zu surfen, mit Freunden zu chatten oder konzentriert zu arbeiten. Hermann-Josef Schwieren, Obermeister der Tischler-Innung Düren-Jülich, gibt Tipps für die Einrichtung eines Rückzug-sortes – auch ohne große Umbaumaßnahmen.

Großzügige, lichtdurchflutete Wohnräume haben viele Vorzüge. Neubauwohnungen haben deshalb seit Jahren tendenziell weniger, dafür aber größere Räume. Auch in ihren Altbauten haben viele Menschen so manche Wand herausgenommen – vor allem zwischen Küchen, Wohnzimmern und den ehemaligen Esszimmern. Doch ohne Türen, die man hinter sich schließen kann, wird es momentan schnell anstrengend, wenn ein Elternteil in der Küche Essen kocht, die Tochter auf dem Sofa per Handy mit ihren Freundinnen kommuniziert, während der andere Elternteil am Esstisch mit dem Laptop arbeitet oder Telefonate führen muss. In der Familie sind dann Spannungen vorprogrammiert.

Auch mal aus dem Weg gehen können

„So schön der Trend zu offenen Wohnformen ist, bei denen die Bereiche Kochen und Essen, Wohnen, Arbeiten fließend ineinander übergehen – die Privatsphäre kann dabei zu kurz kommen, vor allem jetzt, da die ganze Familie fast immer zuhause ist“, sagt Hermann-Josef Schwieren. Ohne Kino, Konzerte, Restaurant, Feiern und Treffen mit Freunden bleibt eigentlich nur der Spaziergang, um zwischendurch aufzutanken – und sich auch mal in der Familie aus dem Weg zu gehen.

 

Ein ruhiger Platz für das Homeoffice

Laut einer Bitkom-Studie arbeitete im Dezember 2020 ein Viertel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dauerhaft im Homeoffice – das entspricht 10,5 Millionen Menschen. Viele müssen dabei bei ihrem Arbeitsplatz improvisieren. Das Laptop auf dem Wohnzimmertisch oder in der Küche sollte jedoch auf keinen Fall zur Dauerlösung werden. „Der Esstisch ist meist zu hoch und der Stuhl zu niedrig, sodass die Schultern beim Schreiben hochgezogen werden“, erklärt Hermann-Josef Schwieren. Auf Dauer kann das zu erheblichen Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen führen.

 

Ausführliche Beratung vor Ort

Doch es gibt Alternativen: „Wo am besten ein Rückzugsort eingerichtet werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Wir schauen uns die Situation nach Möglichkeit immer vor Ort an und entwickeln dann gemeinsam mit unseren Kundinnen oder Kunden eine Lösung.“ Beispielsweise biete sich oftmals das Schlafzimmer an, wenn es geräumig ist. Doch der Obermeister warnt davor, hier einfach einen Schreibtisch reinzustellen: „Laptop, Unterlagen und Utensilien sollten spätestens beim Zu-Bett-Gehen nicht mehr sichtbar sein. Sonst ist es schwieriger, von der Arbeit abzuschalten.“ Sehr platzsparend ist zum Beispiel eine wegklappbare Tischplatte. Auch in vorhandene Schränke kann oftmals ein Schreibtisch integriert werden. „Wichtig ist, dass auch immer genug Stauraum für Arbeitsutensilien und Ordner eingeplant wird“, sagt Hermann-Josef Schwieren.

 

Persönlicher Rückzugsort

Manchen genügt es, einen bequemen Sessel in eine helle Ecke eines Raumes zu stellen, um es sich dort beispielsweise mit einem Buch gemütlich zu machen. Beliebt sind auch Sitzfenster vom Tischler, die – ausgestattet mit Kissen – zum Innehalten und Die-Welt-beobachten einladen. Eine ruhige Leseecke oder sogar ein kleines Atelier für Hobbies kann man oftmals auch gut mithilfe von Raumteilern abtrennen. „Wenn Kunden lieber eine Tür hinter sich zumachen, können verschiebbare Türen eine gute Lösung sein“, so Hermann-Josef Schwieren. Wer mal Abstand von der übrigen Familie braucht, ist hier wirklich für sich. Sogar für Regale können Tischler verschiebbare Elemente fertigen: Damit kann der Schreibtisch nach getaner Arbeit oder das kleine Atelier hinter dem Bücherregal verschwinden. Etwas aufwändiger ist es, einen Kubus als Raum im Raum einzubauen, der dann als höhlenartiger Rückzugsort dienen kann.